Der Weg ist das Ziel - Etappe 4

Mittelalterlicher Jakobsweg Brandenburg - Von Berlin nach Wilsnack

"Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen." (Johann Wolfgang von Goethe)


Etappe 4: Von Flatow nach Tarnow/Fehrbellin (14 km)

Startpunkt der vierte Etappe ist die Kirche in Flatow. Der Ort, dess Namen wo Ähren wachsen bedeutet, wurde erstmals 1355 urkundlich erwähnt und trug schon damals den heutigen Namen. Die Kirche ist ein Backsteinbau mit einem mit Schiefer bedeckten Turm und wurde vermutlich 1472 von Matthias von Bredow errichtet.

Von der Kirche aus folgen wir den Weg in Richtung Ortsende und biegen nach etwa 400 m auf dem alten Kopfsteinpflaster in die Apfelallee ein. Der Feldweg ist vollständig mit niedrigen Apfelbäumen gesäumt, so dass man die saftigen Früchte direkt vom Baum pflücken kann. Goldgelbe Kornfelder auf der linken und rechten Seite bis zur Flatower Kienheide.

Die Kirche von Flatow Apfelallee Blick nach links...


Es geht 1,5 Kilometer durch die Flatower Kienheide, die neuerdings mit großen Spargelfeldern bepflanzt ist. Dann erreichen wir eine asphaltierte Straße, die von Ahornbäumen besäumt ist und folgen der Straße bis zur Landstraße Kremmen-Fehrbellin. Leider gibt es an der Landstraße - die parallel zur A24 verläuft - keinen Wanderweg, so dass aufgrund des starken Verkehrs auf dem Feld gelaufen werden muss. Wir folgen der Nauener Straße bis zum Örtchen Linum, das aufgrund der großen Zahl jährlich hier brütender Storchenpaare den Beinamen Storchendorf erhalten hat.

Richtung Landstraße Pilgerzeichen An der Landstraße Richtung Linum

Linum liegt auf einem schmalen Höhenzug, dem Ländchen Bellin, das zwischen Rhin- und Havelluch eingebettet ist. Die Bezeichnungen Linum und Luch stammen wahrscheinlich aus dem Urslawisch-polabischen und bedeuten Fisch (lynem) bzw. offenes Feuchtland (luca).

Erstmalig wurde der Ort im Jahre 1294 urkundlich erwähnt, als es mit dem Ländchen Bellin an den Bischof von Havelberg kam. Das Dorf und Gut hatten in der Folgezeit mehrere Besitzer: von Bredow, von Bellin, von Putlitz, von der Schulenburg und der Preußenkönig Friedrich I., der Linum später dem Domänenamt Fehrbellin unterstellte. Der König kam oft nach Linum zur Birkhuhnjagd. Er baute sich auf dem Gutshof ein Jagdschloss, das 1833 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste.

Südlich, auf dem trockenen Ländchen Bellin, findet man in erster Linie Acker.


Kleiner Fuchs Birken-Zipfelfalter C-Falter

Die Linumer Kirche ist ein gotischer Backsteinbau und kann sich unter den vielen Kirchen der Mark Brandenburg eines besonderen Schmuckes rühmen. Denn sie trägt auf der Spitze des Turmes eine Krone, die 1711 von Friedrich I. gestiftet wurde. Der König kam oft nach Linum und versäumte dabei nie, das Gotteshaus zu besuchen. Das genaue Alter der Kirche ist nicht bekannt, aber mit Bestimmtheit ist anzunehmen, dass der Grundstein für den Turm bereits zur ersten Besiedlung des Ländchen Bellin gelegt wurde.

Storchendorf Linum Kirche von Linum mit Kriegerdenkmal Kirche

Wie bereits erwähnt besitzt Linum den Beinamen Storchendorf. Durchschnittlich werden in jedem Jahr 13 Paare gezählt. Ihre Nahrung suchen sie hauptsächlich auf den feuchten Wiesen und Weiden des Rhinluchs, die direkt an das Dorf angrenzen. Diese Grünlandflächen, das Linumer Teichgebiet und ein für die norddeutsche Tiefebene typisches großflächiges Niedermoorgebiet entlang des Alten Rhins prägen die Landschaft des Rhinluchs nördlich von Linum.

Das Rhinluch war ursprünglich ein ungangbares Sumpf- und Niedermoorgebiet. Erst im 18. Jahrhundert begann die Trockenlegung des Luchs, um daraus Weide- und Ackerland zu schaffen. Als man 1788 bei Linum ein großes Torfvorkommen entdeckte, entstand eine umfangreiche Torfindustrie. Torf wurde als Brennmaterial nach Berlin geliefert und sicherte neben der Landwirtschaft für viele Familien im Dorf das Einkommen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Torf als Brennmaterial nicht mehr benötigt und der Abbau eingestellt.



Um 1900 begann die Nutzung der ausgetorften Flächen für die Fischzucht und -mast. Bis 1971 wurden immer wieder neue Teiche angelegt, die heute eine Nutzfläche von 240 Hektar haben.

Aufgrund der hohen Zahl rastender Zugvögel erlangte das Rhinluch internationale Bedeutung. An manchen Tagen im Herbst wurden 80.000 Kraniche sowie 60.000 Bless- und Saatgänse gezählt.




Zwischen Linum und Fehrbellin lohnt sich ein Abstecher - auf der linken Seite - nach Hakenberg, wo 1675 in dieser Gegend die Schlacht von Fehrbellin unter dem Großen Kurfürsten tobte. Der Sieg über die schwedische Übermacht begründete damals Preußens Großmachtstellung.


Die Allee zwischen Denkmal und Siegessäule folgt dem Frontverlauf der Schlacht. Von der Spitze der Siegessäule hat man einen großartigen Panoramablick über die gesamte Landschaft.



Fotos: Steven Blum und Roger Blum

Quellen:
Rainer und Cornela Oefelein: OutdoorHandbuch Band 189 - Brandenburg: Mittelalterlicher Jakobsweg. Conrad Stein Verlag GmbH. 3.Auflage 2011





Etappe 1: Quer durch Berlin Auch in Berlin gibt es zahlreiche Pilgerwege. Am Alexanderplatz startet der 130 km lange Pilgerweg von Berlin nach Bad Wilsnack, der ein Verbindungsweg zum berühmten Jakobsweg ist. Er führt in Richtung Nordosten entlang weiter Felder und endloser Alleen zu einem der wichtigsten Pilgerziele des Mittelalter. [mehr]


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Etappe 4: Flatow - Fehrbellin Die Strecke von Flatow nach Fehrbellin führt durch durch die feuchten Wiesen und Weiden des Rhinlurch, das aufgrund der hohen Zahl rastender Zugvögel internationale Bedeutung erlangt hat. An manchen Tagen im Herbst wurden hier schon mehr als 80.000 Kraniche und 60.000 Bless- und Saatgänse gezählt. Auch tobte in dieser Gegend 1675 die Schlacht von Fehrbellin. [mehr]


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Etappe 8: Kyritz - Barenthin Das größte Städtchen auf dem Weg nach Wilsnack ist Kyritz. Die im Mittelalter entstandene Stadt lädt den Pilger zum Besuch des Franziskanerklosters und der Marienkirche ein, letztere mit schöner Statue der Anna Selbdritt, einem seltenen, zweiflügeligen Achatius-Altar und einem imponierend-gewaltigen, achteckigen Taufbecken. Weiter geht es über Feldwege bis Barenthin. [mehr]



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